摘要:Ein Streit um Herrschaft und Regierungsgewalt in Nassau-Schaumburg steht im Zentrum dieses Aufsatzes. Anhand von Gerichtsakten wird der schwelende Konflikt zwischen Gräfin Elisabeth Charlotte (1640–1707) und ihrem Schwiegersohn unter dem Aspekt der Herrschaftsausübung von Frauen neu beleuchtet. Trotz fehlender staatsrechtlicher Legitimation – in der Frühen Neuzeit galt eine Frau zur Herrschaft weder als befähigt noch als berechtigt – konnte sich Elisabeth Charlotte, Witwe Adolfs von Nassau-Dillenburg und Erbtochter des Peter Melander von Holzappel, gegen den jungen Ehemann ihrer zur Erbin erklärten Tochter behaupten. Ihr Beispiel zeigt eine adlige Frau, die ihre Position als Erbtochter und die damit verbundenen Rechte auf Herrschaftsausübung bewusst wahrnahm und diese auch gegen Ansprüche von Männern durchzusetzen wusste. Als am 12. April 1692 in Schaumburg die Hochzeitsglocken läuteten, konnte von den vielen Gästen niemand ahnen, dass ein langer und mehr als unerfreulicher Streit hier seinen Anfang nehmen würde. Der Bräutigam war als jüngerer Bruder eines Thronerben nicht in der Position, das väterliche Erbe antreten zu können. Als zukünftiger Gatte einer Erbtochter eröffnete sich ihm jedoch die Aussicht auf eine eigene Landesherrschaft. Allerdings erfreute sich seine verwitwete Schwiegermutter noch bester Gesundheit und machte daher keinerlei Anstalten, dem jungen Fürstenpaar die Herrschaft zu überlassen und sich auf ihren Witwensitz zurückzuziehen.